Finnland. Bildung.
Das finnische Bildungssystem baut auf dem Grundsatz auf, dass jedem einzelnen Menschen der gleiche Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung und Ausbildung gewährt wird. Dies wird unter anderem dadurch sichergestellt, dass die Bildung für jedermann kostenlos ist und die finnischen Lehrer auf allen Bildungsstufen hoch qualifizierte Fachleute sind. In der Praxis wird die Chancengleichheit auch über kostenfreies Lehrmaterial erreicht. In ganz Finnland ist dasselbe Material erhältlich. Die Ziele und die wichtigsten Themen der Schulausbildung sind im nationalen Lehrplan festgelegt. Die Lehrer haben Lehrfreiheit, für sich selbst zu entscheiden, wie sie ihre Unterrichtsstunden gestalten möchten und welche Lehrmaterialien sie dafür verwenden. Das Genehmigungsverfahren für Lehrmaterialien wurde 1991 abgeschafft. Der offene Wettbewerb garantiert die hohe Qualität der Lehrmaterialien. Außerdem arbeiten die Schulbehörden ständig eng mit den Verlagen zusammen, damit ein offener und ununterbrochener Informationsfluss hergestellt ist.
Die allgemeine Schulpflicht beginnt im Finnland im Alter von sieben Jahren. In der ersten Klasse erhalten die Kinder ihre eigenen Lesefibeln. Mit diesem Buch lernen sie lesen und festigen ihre Lesefähigkeiten. Durch die Verwendung dieser Lesefibel lernen die Kinder auch verschiedene Arten von Handschriften kennen. In den finnischen Unterrichtsstunden der zweiten Klasse ist ein zweites Lesebuch allgemein in Gebrauch, zu dem es in anderen Kulturen fast nichts Vergleichbares gibt. Sowohl die Lesefibel als auch das Lesebuch zielen auf das Üben und Verfestigen der Lesefähigkeiten ab. In vielen Schulfächern werden zusätzlich zu den Textbüchern Arbeitsbücher verwendet. In den letzten Jahren wurden zunehmend mehr elektronische Übungen eingeführt. Wie gut sie sich etablieren werden, hängt von den IT-Geräten ab, die den Schülern zur Verfügung stehen. Die Einführung solcher Übungen wird durch den hohen Mehrwertsteuersatz verzögert, der für elektronische Geräte und Ausrüstungen gilt. Für Druckerzeugnisse liegt er bei 10 %, für elektronische Artikel bei 24 %.
Die finnischen Lehrmaterialien werden von Bildungsexperten zusammengestellt, die sich leidenschaftlich dem Lehren und Lernen verschrieben haben. Die meisten Autoren schaffen Lehrmaterialien zusätzlich zur ihrer eigenen Arbeit als Lehrer. Sie wollen Lehrmaterialien entwickeln, die die Lernergebnisse verbessern, zum Lehren und zum Lernen motivieren und das Genre des Lehrmaterials reformieren.
Unterrichtsmaterialien werden von Arbeitsgruppen zusammengestellt, deren Mitglieder hauptsächlich als Lehrer tätig sind. Der Verlag führt die Produktentwicklung sowohl mit Textbuchautoren als auch mit Lehrern durch. Dadurch wird sichergestellt, dass die neuen Materialien für verschiedene Klassen funktionieren und verschiedene persönliche Lernstile unterstützen. Zur Produktfamilie der Lehrmaterialien zählen umfassende Sortimente von Textbüchern, Arbeitsbüchern, elektronischen Materialien, Spielen, Anschauungs- und Versuchsmaterialien, die für die Unterrichtsstunden benötigt werden. Die Produktfamilie enthält auch umfassende Bewertungsmaterialien.
Die Finnische Verlagsvereinigung zählt etwa zehn Verlagshäuser zu ihren Mitgliedern, die Lehrmaterialien für die verschiedenen Bildungsstufen produzieren. In Finnland beschäftigt diese Branche direkt ca. 500 Mitarbeiter für die Produktion und den Vertrieb dieses Lehrmaterials, Dutzende von Fachleuten für die Zusammenstellung und den Druck, sowie Hunderte von Illustratoren, Grafikdesignern, Übersetzern, Programmierern usw. Rund 2.500 Autoren von Lehrmaterial erhalten jährlich Lizenzgebühren.
Mervi Korhonen
Verlagsleiterin Wissenschaften / Lernmaterialien
Otava Publishing Company Ltd
Leiterin der Arbeitsgruppe FINNLAND. BILDUNG.