Finnland macht Frankfurt cool

Frankfurt 25.6.2014 — Schnörkellos, kreativ und auf den Punkt „cool“ – so inszenierte sich heute Finnland, der diesjährige Ehrengast der Frankfurter Buchmesse im Frankfurter Literaturhaus. Passend zum Motto der Ehrengastpräsentation Finnland.Cool. präsentierten die Finnen ihr literarisches und kulturelles Programm mit einer „stand-up“ Performance. Ebenso unkompliziert und gelassen soll der Auftritt im Herbst das Publikum in Frankfurt überraschen und begeistern.

Als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse (8.-12. Oktober 2014) lädt in diesem Jahr Finnland zu einem coolen Abenteuer und bringt neben 130 Neuerscheinungen in deutscher Sprache, mehr als 50 Autorinnen und Autoren aus nahezu jedem literarischen Genre nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz, um Literatur aus Finnland nachhaltig vorzustellen. Neu, mutig, verrückt und überraschend sind die Attribute, die die Ehrengastpräsentation 2014 auszeichnen werden. Finnland.Cool. lautet das Motto der Präsentation, in deren Zentrum die finnische Literatur und das Lesen steht. Aber auch zahlreiche Kulturveranstaltungen und Ausstellungen werden das kulturelle Finnland vorstellen.

„Literatur gehört allen und sollte überall erreichbar sein. Deswegen bringen wir finnische Literatur und finnische Bücher nach Frankfurt, zu den literarischen Orten der Stadt, in städtische Saunas, private Wohnungen oder in die Klubs. Wir haben sogar in Zusammenarbeit mit dem finnischen Goethe-Institut ein Saunamobil organisiert“, erläutert Iris Schwanck, die Direktorin von FILI (Finnish Literature Exchange) und Leiterin der Ehrengastpräsentation in Frankfurt.

„Was mich am finnischen Gastlandauftritt fasziniert, ist die Leichtigkeit und auch die Konsequenz, mit welcher Finnland Bildung und Kultur als unzertrennliche Einheit präsentiert“, so Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse. „Als erstes Gastland organisieren die Finnen auf der Messe auch einen Nationalstand im Bildungsbereich der Halle 4.2. Diese Haltung signalisiert für mich das große Vertrauen in die Zukunft der finnischen Gesellschaft als auch den Respekt vor ihrer Tradition. Wir erleben ein „Lehrstück“ im besten Sinne.“

Das Literaturprogramm der Finnen konzentriert sich nicht nur auf die Mainmetropole, finnische Autoren werden sich an rund 25 Literaturevents im deutschsprachigen Raum beteiligen. Eines der literarischen Highlights in Frankfurt ist sicher ein Abend mit der finnisch-estnischen Bestsellerautorin Sofi Oksanen (Als die Tauben verschwanden) am 8. Oktober im Schauspiel Frankfurt. Alles andere als „kühl“ wird der literarische Auftritt der Finnen dann, wenn in den Tagen der Buchmesse ein finnischer Autor oder eine Autorin eine der öffentlichen Saunen Frankfurts betritt und den Besuchern einen literarischen Aufguss verabreicht. Der „poetische Aufguss“ ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Goethe-Institut Finnland und wird zwischen dem 7. und 12. Oktober an unterschiedlichen Orten in der Frankfurter City stattfinden. Zu spontanen poetischen Saunabegegnungen kann es auch im Rahmen des Projekts „Schweiß & Sauna“ der jungen finnischen Spoken Word-Szene kommen, die zwischen dem 7. und 10. Oktober mit einem zum Saunamobil umgebauten Feuerwehrwagen einen poetischen Roadtrip durch Deutschland unternehmen wird. Das Mobil wird auch in Frankfurt Station machen. In der Frankfurter Stadtbibliothek wird es verschiedene Ausstellungen z.B. zur finnischen Literaturgeschichte oder zu finnischen Kinderbuchillustrationen geben. Außerdem sind Lesungen und Diskussionen zu Themen wie Finnlandkrimis, Minderheitenliteratur, Lesen oder Bibliothekswesen in Planung.

„Wenn wir über finnische Literatur sprechen, wird oft vergessen, dass wir eigentlich zwei „Literaturen“ haben – die finnische und die schwedische Literatur. Beide leben für sich selbst. Nur wenn über die Mumin Trolle von Tove Jansson gesprochen wird, sind wir eine Einheit“, so Maria Antas und Tiia Strandén, beide verantwortlich für das literarische Programm des Ehrengastes.

Auf dem Messegelände wird Finnland überall sichtbar sein. Die Ehrengastpräsentation wird traditionell im Forum Messe zu finden sein. Das erste Mal in der Geschichte der Frankfurter Buchmesse wurden für die Gestaltung keine namhaften Architekten beauftragt. Vielmehr wurde diese in die Hände von Studierenden aus dem Masterstudiengang Raum- und Möbeldesign an der Aalto-Universität Helsinki gelegt. Dem Slogan Finnland.Cool. folgend bildet eine finnische Winterlandschaft mit Eis und Schnee den Ausgangspunkt der Ausstellung. Davon ausgehend verbinden sich die Ruhe und Reinheit Finnlands zu einem Raumkonzept mit sechs Rotunden, die individuelle Räume mit unterschiedlichen Stimmungen und Inhalten, wie etwa Ausstellungen, eine Bühne mit Zuschauerraum oder ein Café beherbergen. Ihre Inspiration bei der Raumkonzeption erklärten die Designer anhand der zahlreichen Bibliotheken und Parklandschaften Finnlands:

„Wie ein finnischer Park, soll der Finnland.Cool. Pavillon als Erholungsstätte inmitten der großen, hektischen Messe dienen. Er soll die Besucher einladen, eine Reise in die Welt der finnischen Literatur zu unternehmen, dabei können sie entspannt unter einem Blätterdach mit einem Buch Platz nehmen oder selbst aktiv werden.“

Die finnische Verlagswelt wird mit zwei Nationalständen auf der Messe vertreten sein: Mit 37 finnischen Verlagen am Stand des finnischen Verlegerverbandes in Halle 5 und sechs Verlagen am Stand der Bildungs- und Schulbuchverlage in Halle 4.2. Typisch finnisch wird auch der Büchereibus auf der Agora der Messe sein, der zu Ehren des 100. Geburtstages der berühmten finnischen Autorin, Grafikerin und Malerin Tove Jansson ein Mumin-Gewand tragen wird. Finnlands Hauptstadt Helsinki können die Messebesucher u.a. in einem Park entdecken, der auf der Agora angelegt wird.

Neben der Literatur gehört zum Gastlandprojekt der Finnen auch ein lebendiges, „cooles“ Kulturprogramm, das in Frankfurt realisiert wird. Den Auftakt dazu bildet die Ausstellung Matters of time. Artists from Finland, die zeitgenössische Kunst aus Finnland schon ab dem 25. Juli im Kunstverein Frankfurt präsentiert.

Zwei umfangreiche Serien mit finnischen Filmen zeigt das Filmmuseum Frankfurt. Mit der Filmreihe Carte blanche wurde der große alte Mann des finnischen Kinos, Peter von Bagh, eingeladen, zehn seiner Filme auszuwählen, die dann vom 8. bis 31. Oktober im Filmmuseum zu sehen sein werden. Daneben wird es eine vollständige Aki-Kaurismäki-Retrospektive (29.8.-8.10.2014) geben.

Das Deutsche Architekturmuseum organisiert vom 5.9. bis 26.10. die Ausstellung Suomi Seven – Junge Architekten aus Finnland. Einen modernen Klassiker der finnischen Fotografie zeigt die AusstellungsHalle der Stadt Frankfurt ab 25.9. mit der Ausstellung Maailman ihanin tyttö / The Loveliest Girl in the World ein Projekt der Künstlerin und Pädagogin Miina Savolainen. Zum Teil noch nie öffentlich gezeigte Werke der finnischen Malerin Helene Schjerfbeck werden ab 1. Oktober in der Schirn Kunsthalle zu sehen sein.

Run Wild Stay Cool – ein Festival des zeitgenössischen finnischen Tanzes wird es ab dem 4.10. im Mousonturm geben, wo sich vier verschiedene Ensembles mit aktuellen Produktionen präsentieren. Die Autorin und Künstlerin Rosa Liksom wird am 5.10. ihre Ausstellung Burka im Haus am Dom eröffnen. Mit ihren Fotos will sie neue Perspektiven auf das Thema Gleichberechtigung erschließen.

Der berühmte finnische Tango darf natürlich auch in Frankfurt nicht fehlen: Im Literaturhaus Frankfurt wird es kurz vor Messebeginn am 6. Oktober einen literarischen Tangoball geben, bei dem man zur Musik das Tango-Orchesters Unto in die Geheimnisse der finnischen Tangoschritte eintauchen kann.

Darüber hinaus präsentiert das Finnland-Institut in Deutschland ein umfangreiches kulturelles Satellitenprogramm mit Musik, Design, bildenden Künsten und Diskussionen, das seit Jahresbeginn an über 30 Orten im deutschsprachigen Raum realisiert wird.